Transferprojekte spielen eine entscheidende Rolle in der Überführung von Forschungsergebnissen in die industrielle Praxis. Sie ermöglichen es, wissenschaftliche Innovationen direkt in anwendbare Technologien und Prozesse zu implementieren, wodurch Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben und nachhaltige Lösungen entwickeln können. Im Sonderforschungsbereich 1368 an der Leibniz Universität Hannover wurde kürzlich ein vielversprechendes Transferprojekt ins Leben gerufen, das sich der Leistungssteigerung von Mangan-Bor-Stahlblechen für das Formhärten widmet.
Es zielt darauf ab, die Leistung von formgehärteten Mangan-Bor-Stählen deutlich zu verbessern, indem sowohl die Festigkeit als auch die Duktilität der Materialien gleichzeitig erhöht werden. Dies wird durch eine innovative Kombination zweier Techniken erreicht: eine duktilitätssteigernde Randschichtentkohlung und eine effiziente konduktive Erwärmung.
Im Rahmen des Projekts wird eine alternative Erwärmungsmethode erforscht, bei der die Stahlbleche durch Einleitung eines elektrischen Stroms auf Zieltemperaturen von über 900 °C gebracht werden. Die sekundenschnelle konduktive Erwärmung reduziert den Primärenergiebedarf gegenüber der konventionellen Ofenerwärmung drastisch und unterdrückt gleichzeitig festigkeitsreduzierende Gefügeveränderungen. Durch die Verwendung einer silandotierten Schutzgasatmosphäre wird dabei unerwünschte Zunderbildung verhindert. Auch die vorgelagerte Randschichtentkohlung wird unter silandotierter Stickstoffatmosphäre durchgeführt, welche gegenüber der konventionellen Wasserstoffatmosphäre die Arbeitssicherheit erhöht und das Potenzial einer erheblichen Energieeinsparung birgt.
Ziel ist es, eine automatisierte Prozesskette zu entwickeln, die eine präzise Einstellung der Werkstoffeigenschaften entsprechend der jeweiligen Anwendung ermöglicht. Im Rahmen des Projekts werden Strategien zur Randschichtentkohlung und konduktiven Erwärmung entwickelt, um ein breites Spektrum an Materialeigenschaften zu erreichen. Zudem wird ein empirisches Modell erstellt, um die Bauteileigenschaften in Abhängigkeit von den Prozessparametern genauer beschreiben und gezielt einstellen zu können.
Das Projekt verspricht, einen bedeutenden Fortschritt in der Entwicklung von hochleistungsfähigen Stahlwerkstoffen zu erzielen, die für den Einsatz im PKW-Karosseriebau und darüber hinaus von großer Bedeutung sind.